Im September 1981 begann meine Zeit in der Erzieherschule Pfaffenhofen. Zum Eröffnungsgottesdienst kam der neue Bischof von Innsbruck, um mit uns, den auszubildenden Erzieherinnen und Erziehern, Gottesdienst zu feiern. Ich hatte noch nie von ihm gehört und war als junger, kritischer Mann gespannt auf seine Predigt. Und Bischof Reinhold Stecher überraschte mit ungefähr folgenden Worten:
Für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen, aber auch für euer Miteinander möchte ich euch ein Vorurteil ans Herz legen. Vorurteile, das wissen wir alle, sind grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Es gibt aber ein Vorurteil, das man getrost hegen und pflegen darf: Es ist dies das „Vorurteil des Ja“. Wenn ich jemanden treffe und mir denke: „Ja, er meint es gut mit mir“, oder: „Ja, sie sieht mich mit wohlwollenden Augen“ – aber auch in die andere Richtung: „Ja, ich möchte dich verstehen“, oder: „Ja, du bist mir nicht egal“, dann kann Begegnung gelingen. Dieses wohlwollende „Vorurteil des Ja“ dürft und sollt ihr euch angewöhnen und bewahren. Begegnen wir einander möglichst oft mit diesem „Vorurteil des Ja“! Das wünsche ich uns allen.
Konrad Müller
Altach